Dienstag, 18. Juni 2013

Autorschaft und Eiersalat

What's up, Tiger Lily? (Senkichi Taniguchi / Woody Allen, Japan / USA 1966)

Die erste Besonderheit an Woody Allens "Regie-Debüt" ist die, dass Allen in dem Film zwar für alles mögliche verantwortlich zeichnet - wie der animierte Woody im Vorspann nicht müde wird hervorzuheben -, Regie geführt im herkömmlichen Sinne hat er allerdings nicht. Doch beginnen wir am Anfang. Zunächst sieht man Japaner in Anzügen, die mit Autos, Maschinenpistolen und Flammenwerfern allerlei "James Bondian things" (Allen) anstellen und hört sie nicht untertiteltes Japanisch sprechen. Dieses Treiben wird abrupt unterbrochen. Nun ist Woody Allen an seinem Schreibtsich zu sehen, der einem Interview-Partner das vorliegende Film-Projekt erklärt: Ein japanischer Spionagefilm soll per nonsense-Synchronisation für das amerikanische Publikum in eine Komödie umgewandelt werden.

In dieser englischsprachigen Version des Films also, die wir nun sehen, geht es um einen Agenten, der, wie seine diversen Widersacher, auf der Suche nach einem Eiersalatrezept ist, das dem, der er es besitzt zur Weltherrschaft verhelfen soll. Wer jetzt noch weiterliest, den dürfte interessieren, dass im Folgenden eine Kamera, die die Menschen, die sie abbildet ausschließlich nackt zeigt, eine gewisse Rolle spielt, dass die Ehe, die zwischen einer Schlange und einem Huhn geschlossen wird, unter einem schlechten Stern steht oder dass das Geschehen einmal plötzlich angehalten wird und vor dem freeze frame animierte menschliche Schatten allerlei - mehr oder minder - lustige und romantische Dinge treiben. Einen sehr praktischen Nutzen hat der Film schließlich auch noch: Im Abspann bekommt der Zuschauer, wenn er sich nicht von der Frau, die in der Bildmitte strippt, oder Allen, der hinter ihr auf dem Sofa liegt und einen Apfel isst, ablenken lässt, die Möglichkeit, seine Sehstärke zu testen.

Im Gespräch zu Beginn kommt der Begriff des Autors auf, der in der Philosophie des Zwanzigsten Jahrhunderts durch Foucault & co. eine gewisse Rolle spielte. Man kann es What's up, Tiger Lily? durchaus zu Gute halten, dass er hierauf nicht weiter eingeht, dass er sich mehr für Nonsens interessiert als für Philosophie, mehr für Eiersalat als für Autorschaft. Auch die diversen Brüche in der filmischen Illusionserzeugung, die in Allens weiterem Werk immer wieder auftauchen werden, wollen hier außer auf Lacher auf nicht viel hinaus. Bemerkenswert sind weiterhin die kurzen Momente, in denen die auf Dauer recht nervenaufreibend outrierenden Sprecher den Mund halten, um das Ausgangsmaterialsfür sich sprechen zu lassen, das in diesen sehr gekonnt ausgewählten Szenen eine einfach hinreißend schöne Absurdität offenbart. Dennoch: Als Ganzes fand ich den Film, trotz überschaubarer Laufzeit, eher ermüdend.





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