Mittwoch, 31. Juli 2013

Ältere Hollywood-Filme auf DVD

Was die Veröffentlichung von - gerade eher unbekannten - Titeln aus ihrem Back-Katalog auf DVD anbelangt, haben sich die großen Hollywood-Studios meistens nicht gerade mit Ruhm bekleckert. Eine in ein mehr oder weniger lieblos gestaltetes Cover gesteckte Disc, auf die sich, wenn überhaupt, als Bonus-Material ein Trailer verirrt hat, bilden eher die Regel als die Ausnahme. Warner machte es eine zeitlang auf sehr interessante (ja, umso mehr ich drüber nachdenke: geradezu großartige) Weise anders, indem sie als Bonusmaterial einige kurze Clips packten, die die Aufführungspraxen in den amerikanischen Kinos der Dreißiger bis Fünfziger Jahre veranschaulichen sollten. Die zeitgenössischen (immer im genauen Produktionsjahr des Hauptfilms entstandenen) Cartoons, Ausschnitte aus Wochenschauen, Kurzfilme, etc. machen es für den heutigen Zuschauer zu hause nicht nur deutlich, wie der Kontext der Projektion eines feature films in der damaligen Zeit - in etwa - aussah, sie werten auch die Scheiben an sich bisweilen ungemein auf: So sind bspw. auf der DVD von Vincente Minnellis, sagen wir vorsichtig, nicht ganz zu Unrecht weitestegehend vergessenem Undercurrent, die special features, der Tex Avery-Cartoon Lonesome Lenny und der Kurzfilm Traffic with the Devil, ein von der Polizei in Auftrag gegebener Aufklärungsfilm für bewusstes Verhalten im Straßenverkehr, fast interessanter als das eigentliche feature.
Auf der DVD von The Roaring Twenties, den ich mir vor einigen Tagen angesehen habe, finden sich neben dem bezaubernden Cartoon Thugs with dirty Mugs, ebenfalls von Avery und übrigens als großartige Parodie auf Edward G. Robinson angelegt, den ich nach Cheyenne Autumn und dem Wiedersehen mit Double Indemnity für einen der interessantesten Schauspieler des klassischen Hollywood halte, auch die All Girl Revue.
Das achtminütige Musical, in dem es darum geht, dass die Frauen einen Tag lang in New York das Sagen haben, ist einerseits eine patriarchalische Phantasie vom Matriarchat, wenn ich je eine gesehen habe. Frau fällt außer in der Stadt mal so richtig zu putzen ("make the city pretty") natürlich nichts ein, was sie mit ihrer befristeten Herrschaft anfangen könnten.
Andererseits ist es aber eben auch die Art von charmantem Blödsinn Made in Hollywood, die aus einer Camp-Perspektive betrachtet, und eine andere Rezeptionshaltung erschließt sich - mir jedenfalls - aus heutiger Sicht so ohne Weiteres nicht, verdammt viel Spaß machen kann.

http://www.youtube.com/watch?feature=player_detailpage&v=ZNnWWDG0HUk
   

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