Freitag, 30. August 2013

Fantasy Filmfest 2013: Come out and play (Makinov, Mexiko 2012)

Als braver Rezensent dieses Filmes muss man wohl mit der Frage beginnen: Wer steckt dahinter? Wer ist der Regisseur, ach was, das mastermind hinter dem Namen Makinov und der Maske?
Hier die Fakten: Makinov hat, so will es die IMDb und so sollen wir es wohl glauben, vor Come out and play nichts gemacht, dafür hier gleich alles selber: Regie, Drehbuch, Kamera, Schnitt, Sound, Produktion: Makinov. Makinov gibt seine Identität nicht preis, er tritt in der Öffentlichkeit und also auch am Set ausschließlich unter einer roten Kapuze auf. Weil es sich so schwer reist, hat er zum Filmfestival in Toronto, zur Aufführung des Films eine Art Bekenner-Video geschickt: Makinovs Manifest. "Warum," fragt Makinov darin auf Russisch mit verzerrter Stimme und englischen Untertiteln, "sehen wir uns im Kino Filme an, in denen dämliche Superhelden die Welt retten, während es in dieser in Wirklichkeit so viel Schmerzen gibt? Warum sollte man sich Fotos auf Facebook angucken, wenn man in den Wald gehen und ficken könnte?" Hach ja, große Fragen unserer Zeit, pontiert auf den Punkt gebracht. Danke, Makinov! Du großer (wenn auch etwas reaktionärer) Revolutionär im Subcomandante Marcos-Look. Ob das alles nun nur Marketing ist oder ob da einer auch persönlich eine ganze Menge Aufmerksamkeit braucht, sei an dieser Stelle einfach mal dahingestellt. Auf twitter jedenfalls findet man den social media-Hasser als "onegodmakinov". Aha.
Und der Film? Der ist ein Remake von Narciso Ibáñez Serradors ¿Quién puede matar a un niño?, dessen Handlung um ein Paar, das es beim Urlaub auf einer kleinen Inseln mit mordenden Kindern zu tun bekommt, wurde von Spanien nach Mexiko verlegt. Der Mann und seine hochschwangere Frau sind hier nicht mehr Engländer, sondern US-Amerikaner. Ansonsten hält sich Makinov geradezu sklavisch an den Handlungsverlauf des Vorgängers, und stellt einige von dessen markantesten Szenen (die tote Frau im Supermarkt, das erschossene Kind am Fenster, die western-artige Gegenüberstellung des Paares und der Kinderhorde gegen Ende) ziemlich originalgetreu nach. Come out and play ist die Art von Horrorfilm-Remake, an der es erstmal nicht viel auszusetzen gibt, und die die Welt denoch nicht braucht.
Nichts auszusetzen, weil jeder, der von einem Horrorfilm härterer Gangart nicht mehr erwartet als 90 Minuten ohne dramaturgische Durchhänger, dafür mit einigen gekonnt in Szene gesetzten thrills und kills, hier durchaus auf seine Kosten kommt.
Von der Welt nicht gebraucht, weil Makinov nicht einmal den Verusch unternimmt, dem Stoff irgendetwas Neues abzugewinnen. Er liefert eine nicht nur konventionellere, künstlerisch uninteressantere, sondern letztlich auch harmlosere Version des Films ab. Das Verhältnis von Original zu Remake findet schon in den Titeln seinen Niederschlag. Während ¿Quién puede matar a un niño? sowohl die Transgression als auch das moralische Dilemma, um die es Serrador ging, schon im Titel trug, passt es gut, dass Makinov diesen durch den generischen Come out and play ersetzt.
Der achso rebellische Filmemacher geht gleich doppelt auf Nummer Sicher. Einerseits hält er sich eben so streng an die Vorlage, dass wer diese nicht kennt (aber eben auch nur der) durchaus einen intensiv inszenierten Schocker zu sehen bekommt. Andererseits schmiegt er sich mit Wackelkamera und Cinemascope, mit einigen blutigen Details, die zu den wenigen Abweichungen von Serradors Film zählen, und Hauptdarstellerin Vinessa Shaw (Genre-Fans wohl vor allem durch das The Hills have Eyes-Remake bekannt) sanft an den Stil neueren Horror-Kinos made in Hollywood an. Come out and play will also einerseits schockieren, andererseits niemanden ästhetisch überfordern.
Ein Film von jemandem, der der Welt irgendetwas, es muss ja nicht gleich etwas neues sein, zu sagen hätte, würde anders aussehen. Guerilla filmmaking, was auch immer das auch sein könnte, so wie so.

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