Mittwoch, 14. August 2013

The Hitcher (1986/2007)




Man könnte sagen, das größte Problem von The Hitcher (2007) ist sein Titel. Für sich genommen ist der Film OK, als Remake von Robert Harmons Klassiker von 1986 jedoch muss er enttäuschen. The Hitcher war vielleicht für das amerikanische Genre-Kino der Achtziger das, was The Texas Chainsaw Massacre für das der Siebziger war. In beiden Fällen konnten erstmal relativ "kleine" Filme (eine unabhängig gedrehte low budget-Produktion dort, ein aus dem Produktionzusammenhang relativ beliebiger Genre-Konfektionsware stammender Streifen hier) einen entscheidenderen Beitrag zu den großen Erzählungen des Kinos leisten - oder wohl eher: diese radikaler in Frage stellen - als es Dutzenden von "größeren" Filmen (sei es im kommerziellen oder im "künstlerischen" Sinne) je gelungen war. Der Original-Hitcher erzählte eigentlich eine einfache, ja, geradezu minimalistische Genre-Geschichte, um einen jungen Mann, der im Auto quer durch Amerika fährt und dabei einen Anhalter, John Ryder (vom großartigen Rutger Hauer eher verkörpert als gespielt, eher eine dämonische Präsenz als eine Figur), mitnimmt, der sich als psychopathischer Killer herrausstellt. So einfach das ebenso unerbittliche wie blutrünstige Katz-und-Maus-Spiel, das nun beginnt oberflächlich betrachtet ist, so komplex ist das Geflecht unterschiedlicher (möglicher!) Interpretationen, genre- und psycho-mythologischer Verweise und Bezüge, das er spinnt. Durch den Film spuken die Americana - von den Hoperschen Tankstellen und Raststätten, bis zur Affinität von Ausstattung und Beleuchtung zum Rot-weiß-blauen - und die ur-amerikanischen Genres - von road movie über Western bis zum Film Noir. Aber nicht etwa als Subtexte, sondern im Gegenteil all das wird gründlich an die Oberfläche der Bilder gekehrt und verleiht ihnen eine - bei aller Offensichtlichkeit der Referenzen - ziemlich einmalige irgendwie gespenstische Struktur. Ein Wiedergänger von einem Genre-Film, der eben nicht versucht, dem Alten und Bekannten neues Leben einzuhauchen, sondern es gewissermaßen in seiner Zombie-Haftigkeit auszustellen. Referenz ist dabei immer das Kino. Keine Spur von Naturlismus, ja selbst Natur in der Landschaft, in der der Film spielt. Alles ist Mythos und alle Mythen sind in beständiger Auflösung begriffen. Die Reise Richtung Westen endet irgendwo auf dem Highway mitten in der Wüste, ohne das irgendetwas wirklich aufgelöst oder erreicht wäre und hat dennoch beträchtlichen Blutzoll verlangt.
Was fängt Dave Meyers Remake mit alle dem an? Nichts! Der Film entleiht beim Original lediglich den Plot mit einigen sehr signifikanten Änderungen und verarbeitet ihn zu einem grundsoliden und durchaus auch mit einigen Kabinettstücken in Sachen filmischer Angsterzeugung aufwartende Stück Genre-Handwerk. Am Ende gibt es in Form einer Inversion der Figurenkonstellation von Harmons Film, einen möchtergernfeministischen twist, der nicht nur wesentlich mehr möchtergern als feministisch ist, sondern auch längst ein Klischee im neueren Horror- und Thriller-Kino. Trotzdem ist an all dem, wie gesagt, eigentlich nicht viel auszusetzen, würde es sich nicht eben letzendlich um eines jener Remakes handeln, die alles Inkommensurable am Original tilgen, alle Brüche, die dieses ausmachten kitten und so - in diesem Fall immerhin, allein das ist ja nicht selbstverständlich - solide inszenierte Konfektionsware an den Platz von einstiger Größe setzen. In diesem Sinne: Watch the original!





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