Freitag, 5. September 2014

The Mummy (Karl Freund, USA 1932)

Zunächst werden die Blicke des jungen Mannes von der alten Kiste aus einem ägyptischen Grab geradezu magisch angezogen. Neugierig, begierig, begehrend kehren sie immer wieder zu ihr zurück. Dann streichen seine Hände über das Holz, streicheln es fast. Sie öffnen die Kiste, nehmen die Pergamentrolle heraus, ehrfürchtig, zärtlich. Der Mann wird das erste Opfer seiner Neugier sein, das erste Opfer der enormen Anziehungskraft des Verbotenen. Weil er die magischen Worte vorliest, mit denen einst Osiris Isis von den Toten wiedererweckte, die Worte, die nun die Mumie (Boris Karloff) zum Leben erwecken, lacht er sich buchstäblich tot. Der Prolog gibt auch Aufschluss darüber, wie sehr in The Mummy Neugier, Begierde, Sehnsucht und Begehren (ein übrigens gerade zum Ende hin recht explizit nekrophiles Begehren) miteinander verknüpft sind. Da ist die junge Frau, Zita Johann, die sich nach dem alten Ägypten, dem Land ihrer Urahnen sehnt. Dann natürlich Karloff, der als Mumie wieder zum Leben erweckt, das gleiche tut, wofür er einst grausam bestraft wurde: versuchen, die geliebte Frau aus dem Reich der Toten zurückzuholen.
The Mummy ist der zweite der alten Universal-Horrorfilme, den ich wiedersehe. Inhaltlich beinahe ein Rip-Off von Dracula  mit Mumie statt Vampir, in Ägypten statt in Transsylvanien und London. Wieder ist das Monster ein untotes Wesen, wieder wird es gespielt vom Star des Films. Wieder kann es per Magie den Menschen seinen Willen aufzwingen und wieder wird sein großer Widersacher wunderbar kantig von Edward von Sloan gespielt. Karl Freund, der dort die Kamera führte, legt hier seine erste Regie-Arbeit vor.
Was den Film aber vor allem auszeichnet ist Boris Karloff. Die Empathie, die er den Zuschauer für seine Figur empfinden lässt, unterwandert die einfache, genussfeindliche Moral des Films: Zuviel Neugier, Sehnsucht, Begierde und "falsches" Begehren führen ins Verderben. Karloff scheint sich weder für die Boshaftigkeit seiner Figur noch die Moral von der Geschicht sonderlich zu interessieren. Vielmehr geht es ihm um die Tragik einer unerfüllten Liebe im tausendjährigen Wiederholungszwang.

Seien abschließend nur noch zwei besonders herzige Old School-Horrorfilm-Momente erwähnt. Der Titel zu Beginn erscheint auf einer Pyramide in einer (super-)künstlichen Pyramidenlandschaft, durch die die Kamera während des Vorspanns wandert. Dann der Tod der Mumie am Ende. In Überblenden bekommt man eine immer verschrumpeltere Ansicht von Karloffs Gesicht zu sehen bis nur noch sein Skelett übrig ist.  

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